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Stadthistorisches Museum Mainz: Newsletter 09/2023

Liebe Freundinnen und Freunde des Stadthistorischen Museums Mainz,

vor einem Jahr starteten wir das Projekt "Objekt des Monats". Auf Grund der großen und durchweg positiven Resonanz gehen wir nun in das zweite Jahr.  Nach der Sommerpause stellen wir das Objekt des Monats September vor.  
Des Weiteren berichten wir von der Eröffnung der neuen Sonderausstellung "Mainz und Frankreich - Mayence et la France. Eine grenzenlose Geschichte?".

 


Objekt des Monats September
- Silberpokal für Friedrich Müller -

Der ausgestellte Silberpokal mit einer Höhe von 21,5 cm stammt aus der Zeit der Deutschen Revolution von 1848/1849. 1850 fand in Mainz ein Prozess gegen rund vierzig Rheinhessen statt, denen vorgeworfen wurde an der Revolution beteiligt gewesen zu sein. Dr. Friedrich Müller, ein Mainzer Anwalt, verteidigte die Angeklagten erfolgreich und erreichte einen Freispruch. Aus Dankbarkeit wurde ihm von seinen Klienten dieser Pokal geschenkt. Die Inschrift lautet: „Dem Verteidiger, Herrn Advokat-Anwalt Friedrich Müller zur Erinnerung an den denkwürdigen politischen Prozeß des Jahres 1850, die freigesprochenen Angeklagten.“ 

Lange Jahre befand sich der Pokal im Besitz der Familie Müller. Ende der 1970er Jahre überreichte die Erbengemeinschaft von Friedrich Müller das für die Mainzer Stadtgeschichte bedeutende Stück der Stadt Mainz für seine historische Sammlung. So kam der Pokal in den Bestand des Stadtarchivs Mainz. Das Stadthistorische Museum Mainz bekam schließlich vor wenigen Wochen die Möglichkeit, diesen Pokal als Leihgabe ausstellen zu dürfen. Nach der Präsentation als Objekt des Monats ist der Pokal für einen weiteren Zeitraum in unserer Dauerausstellung zu sehen.

Die 1848er Revolution in Mainz

Im Zuge der 1848er Revolution wurde eine bewaffnete Mainzer Bürgerwehr unter Führung des Mainzer Rechtsanwalts Franz Zitz – ein Gründer des 1. Mainzer Carneval Vereins und Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung – gegründet. Diese Bürgerwehr stand von Beginn an im Konflikt mit der preußischen Garnison in Mainz. Der Streit eskalierte schließlich am 21. Mai 1848, als es zu einer blutigen Auseinandersetzung der beiden Gruppen vor dem Mainzer Theater kam. Die Bürgerwehr wurde daraufhin entwaffnet. 
In der Pfalz wurde 1849 der Aufstand eines Volksheeres durch preußische Truppen niedergeschlagen. Mehrere daran beteiligte Mainzer Bürger wurden daraufhin im Eisenturm inhaftiert.
1850 kam es im Dalberger Hof schließlich zu einem Prozess gegen die Inhaftierten vor dem Mainzer Geschworenengericht. Es war der größte politische Prozess, der je in Mainz stattgefunden hatte. Die Anklagepunkte waren Aufruhr, Hoch- und Landesverrat sowie die Störung der vom Großherzogtum Hessen mit anderen Staaten abgeschlossenen Allianz-, Freundschafts- und Staatsverträge. Der Verteidiger Friedrich Müller taktierte geschickt: Da der Großherzog von Hessen als Landesfürst von Mainz die Verfassung der Nationalversammlung anerkannt hatte, konnten sich die revolutionären Aktionen der Angeklagten gar nicht gegen das Großherzogtum richten. Im Gegenteil: Da der Großherzog die Verfassung akzeptiert hatte, setzten sich die Angeklagten ja sogar für die Durchsetzung jener Verfassung, also für den Willen ihres Landesherren, ein. Tatsächlich erreichte Müller durch diesen Kniff den Freispruch der Angeklagten.

Der Anwalt Dr. Friedrich Müller

Friedrich Müller wurde am 20. März 1810 als Sohn des Glaswarenhändlers Johann Georg Müller und dessen Frau Marie Josefine geb. Kreusler in Mainz geboren. Nach seinem Studium ließ er sich als Rechtsanwalt bei den Gerichten Rheinhessens in Mainz nieder und heiratete 1841 Anna Elisabeth Schreher, eine Tochter des Mainzer Bierbrauers Philipp Jakob Schreher. Als überzeugter Demokrat war Müller 1848 Mitglied des Bürgerkommitees, das dem Großherzog die 11 Forderungen der Mainzer Bürger überbrachte. Im Mai des Jahres schloss er sich dem neu gegründeten Demokratischen Verein an. Nach dem gewonnen Prozess 1850 trat Friedrich Müller politisch nicht mehr in Erscheinung. Er starb am 8. April 1858 in seinem Haus in der Mainzer Heiliggrabgasse.

 


Eröffnung der Ausstellung "Mainz und Frankreich - Mayence et la France. Eine grenzenlose Geschichte?"

Bei bestem Wetter wurde die neue Sonderausstellung am 02.09.2023 eröffnet. Nach der Begrüßung durch Dr. Ute Engelen, Vorsitzende des Fördervereins des Stadthistorischen Museums Mainz, richteten Dr. Ilde Gorguet, Generalkonsulin Frankreichs, und Marianne Grosse, Kulturdezernentin der Stadt Mainz, Grußworte an das zahlreich erschienene Publikum. Im Anschluss gaben die Kuratorinnen der Ausstellung, Sarah Traub und Dr. Ute Engelen, eine Einführung in die Thematik. Musikalisch gestaltet wurde die Veranstaltung von Egon Buchner am Cello, und Maurice Baumann am Klavier. Über 80 Interessierte feierten die Eröffnung mit Kir aus Mainzer Weißwein und Dijoner Crème de cassis, Brezeln, Jambon de Mayence und französischen Macarons.

Für alle, die einen Besuch der Veranstaltung nicht ermöglichen konnten, gibt es noch bis zum 28.07.2024 ausreichend Gelegenheit, die Ausstellung zu  sehen. Vielleicht möchten Sie zum Zitadellenfest am 09.-10.09. kommen?   
Hier finden Sie die 
Öffnungszeiten des Museums zum Zitadellenfest mit Kurzführungen bei freiem Eintritt:

Samstag, 09. September, 11-17 Uhr               14 Uhr Kurzführung 
Sonntag, 10. September, 11-18 Uhr                12, 14, 16 Uhr Kurzführungen

Auch bieten wir Kaffee und Kuchen sowie einen Buchverkauf an.



Wir hoffen, Sie möglichst bald wieder im Stadthistorischen Museum Mainz begrüßen zu dürfen.

Mit besten Grüßen und bleiben Sie gesund

Für das Museumsteam
Bernd Gudat

 

Impressum:
Stadthistorisches Museum Mainz
Zitadelle, Bau D
55131 Mainz
leitung@stadtmuseum-mainz.de - Tel: 06131 / 629637


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