Im Oktober 1792 wurde Mainz von der französischen Revolutionsarmee besetzt und die Werte der Französischen Revolution sowie ein völlig neues Verständnis für die Menschen- und Bürgerrechte hielten Einzug in die Stadt. Wenig später entstand die Mainzer Republik. Sie gilt heute, wenn auch nicht unumstritten, als der erste Demokratieversuch auf deutschem Boden.
Der Jakobinerklub tagte seinerzeit im Kurfürstlichen Schloss, der frei gewählte Rheinisch-Deutsche Nationalkonvent erstmals am 17. März 1793 im Mainzer Deutschhaus, heute Sitz des Landtags Rheinland-Pfalz. Seit 2013 trägt der Platz davor den Namen ›Platz der Mainzer Republik‹. Dabei betonte Bundestagspräsident Norbert Lammert, ein angemessen differenziertes Gedenken an die Revolutions- und Freiheitstraditionen sei nicht nur für einen ehrlichen Umgang mit der Geschichte unverzichtbar, sondern konstitutiv für die Nation und ihre demokratische Traditionsbildung. Die Mainzer Republik sei mehr als ein lokales und regionales Ereignis gewesen und »sie wirkte deutlich über ihre kurze Lebenszeit hinaus«.
Das Institut für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz e.V. möchte zusammen mit dem Landtag Rheinland-Pfalz und der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz im Rahmen des Jubiläums dieser bedeutenden Episode der deutschen Demokratiegeschichte gedenken – genau 225 Jahre nach Gründung des ersten Mainzer Jakobinerklubs am 23. Oktober 1792. Im Rahmen der Tagung sollen nicht nur die historischen Ereignisse und Protagonisten in den Blickpunkt genommen werden, vielmehr wird auch nach der Bedeutung und Strahlkraft der nur vier Monate währenden Republik gefragt.
Im Rahmen der Veranstaltung findet am Abend um 19.00 Uhr ein öffentlicher Festvortrag mit Podiumsdiskussion im Landtag Rheinland-Pfalz statt.
Weitere Informationen zu Tagung und Festvortrag sowie zur Anmeldung im [Flyer]. Beide Veranstaltungen sind öffentlich und kostenlos.
Programm
9.30 h
Begrüßung
Prof. Dr. Stefan Hradil (Vizepräsident der Akademie der Wissenschaften und der
Literatur Mainz)
Einführung
Prof. Dr. Michael Matheus (Direktor des Instituts für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz e.V.)
10.00 h
Prof. Dr. Matthias Schnettger: Die ›Mainzer Republik‹ im Diskurs der Wissenschaft und als Spiegel der jüngeren Geschichtskultur
11.00 h Kaffeepause
11.30 h
Prof. Dr. Wolfgang Dobras: Die ›Mainzer Republik‹ – ausgewählte Ereignisse und ihre archivalische Überlieferung
12.30 h Mittagspause
13.30 h
Dr. Immo Meenken: Kampfschriften und Lieder – revolutionäre und gegenrevolutionäre Publizistik auf dem linken Rheinufer
14.30 h Kaffeepause
15.00 h
Dr. Walter Rummel: Freiheitsbewegungen und Bürokratie: Das Nachwirken von Französischer Revolution und französischer Herrschaft in der staatlich parlamentarischen Entwicklung Deutschlands
16.00 h
Fazit und Abschlussdiskussion
Hans Berkessel und Dr. Kai-Michael Sprenger
Ende gegen 17.00 h
Veranstaltungsort: Plenarsaal des Landtags Rheinland-Pfalz
19.00 h
Begrüßung
Barbara Schleicher-Rothmund (Vizepräsidentin des Landtags Rheinland-Pfalz)
Festvortrag
Prof. Dr. Jürgen Goldstein: Georg Forster – zwischen Freiheit und Naturgewalt
Sebastian Brandes liest aus Georg Forster: ›Ansichten vom Niederrhein‹
Georg Forster und das Erbe der ›Mainzer Republik‹ in ihrer Bedeutung für die deutsche Demokratiegeschichte
Podiumsgespräch mit:
Sara Anil
Prof. Dr. Jürgen Goldstein
Dr. Walter Rummel
Dr. Kai-Michael Sprenger
Moderation: Lena Ganschow
Schlusswort und Dank
Prof. Dr. Michael Matheus (Direktor des Instituts für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz e.V.)
Im Anschluss Empfang und Gelegenheit zum Gespräch in der Lobby