Vortragsreihe 2015: Reformation in der Region. Personen und Erinnerungsorte in Rheinland-Pfalz

Mit einem umfangreichen Vortragsangebot in Mainz, Worms und Speyer präsentiert das Institut für Geschichtliche Landeskunde zusammen mit zahlreichen Kooperationspartnern von März bis Oktober 2015 einen informativen Einblick in die regionale Reformationsforschung.

Im Jahre 2017 wird das 500-jährige Jubiläum des Martin Luther zugeschriebenen Thesenanschlags begangen. 2008 wurde daher von staatlichen und kirchlichen Institutionen die „Lutherdekade“ ausgerufen: Bereits im Vorfeld sollen verschiedene Themenjahre auf das Reformationsjubiläum hinführen und mit einer Vielzahl von Ausstellungen, Vortragsreihen, Tagungen und anderen Veranstaltungen die Bedeutung des historischen Ereignisses und seine Aktualität in der Gegenwart ins Bewusstsein gerufen werden. Auch das Institut für Geschicht­liche Landeskunde und seine Partnerinstitutionen beteiligen sich mit dem Projekt „Reformation in Rheinland-Pfalz“ an diesem Vorhaben.

In der Vortragsreihe wird neben Übersichtsvorträgen zu kulturhistorischen Themen der Reforma­tionszeit der Fokus auf die rheinland-pfälzische Reformationsgeschichte gelegt. Vorgestellt werden bedeutende Städte wie Worms und Speyer, aber auch Einzelpersonen, die für die Reformationsgeschichte auf dem Gebiet des heutigen Rheinland-Pfalz eine wichtige Rolle gespielt haben.

Zusätzlich zu Informationen über Verlauf und Charakter der Reformation gibt die Vortragsreihe auch einen Einblick in die Erinnerungskultur vor Ort. Sie zeigt die bisweilen erstaunliche Aktualität gesellschaftlicher Aspekte, die bereits während der Reformationszeit diskutiert wurden.

Weitere Informationen finden Sie auf unserer Themenseite www.reformation-rlp.deIm Bischöflichen Dom- und Diözesan­museum, im Gutenberg-Museum und im Landesmuseum Mainz werden zeitgleich thema­tisch korrespondierende Ausstellungen gezeigt. Die Reihe ist in Zusammenarbeit mit zahlreichen Kooperationspartnern aus Kultur und Wissenschaft in Rheinland-Pfalz entstanden.

Vorträge

Freitag, 27. März 2015, Das Wormser (Burgundersaal), Worms – Vortrag beginnt um 19:30 Uhr!
Franz von Sickingen (1481-1523): Fehde als Geschäftsmodell (Dr. Reinhard Scholzen, Daun)
in Zusammenarbeit mit dem Altertumsverein Worms und der Stadt Worms
Mit der Fehde gegen Worms, die im Jahr 1515 begann, änderte sich das Leben Franz von Sickingens. Er wandelte die Fehde – eigentlich ein subsidiäres Rechtsmittel – zu einem einträglichen Geschäft um. Daher befehdete er unter anderem Lothringen, Metz und Hessen und führte sogar einen Kleinkrieg gegen den französischen König. 1522 läutete seine fehlgeschlagene Belagerung der Stadt Trier den raschen Abstieg ein. Kurtrier, Kurpfalz und der Landgraf von Hessen, die sich bereits einige Jahre zuvor gegen den Ritter verbündet hatten, belagerten seine Burgen. Bei der Beschießung der bei Landstuhl gelegenen Burg Nanstein erlitt Franz von Sickingen eine tödliche Verwundung.

Donnerstag, 7. Mai 2015, Das Wormser (Burgundersaal), Worms – Vortrag beginnt um 19:30 Uhr!
Denn wer dolmetzschen will, mus grosse vorrath von worten haben. Martin Luthers Bibelübersetzung und die Entstehung unserer Schriftsprache (Dr. Rudolf Steffens, Mainz)
in Zusammenarbeit mit der Stadt Worms
!Zusätzlicher Termin: 14. Juli, Landesmuseum Mainz!
Der Vortrag wird sich in vorwiegend sprachwissenschaftlicher Perspektive mit dem Reformator beschäftigen. Im Zusammenhang mit der Breitenwirkung seiner Bibelübersetzung ist Luther oft als der Schöpfer unserer Schriftsprache bezeichnet worden. In seinem Traktat ›Sendbrief vom Dolmetschen‹ (1530) hat er die Prinzipien seiner Übersetzungsarbeit vorgestellt: »Man mus die mutter ihm hause, die kinder auff der gassen, den gemeinen man auff dem marckt drumb fragen, und den selbigen auff das maul sehen, wie sie reden, und darnach dolmetzschen«. Der Vortrag befasst sich zunächst mit Luthers Kampfschriften und wirft einen Blick auf Luthers Agitationswortschatz (Papstketzer, Teufelsprediger). Anhand der Bibelübersetzung wird u. a. gezeigt, welche Wörter von Luther neu geschaffen wurden (Blutgeld, Feuereifer, Schädelstätte). In der Schweiz hat man Luthers Bibeltext nur schwer verstanden. Die Zürcher Bibelbearbeiter ersetzen daraufhin »etliche wörtly«. So wird etwa Luthers Heuchler durch Gleißner ersetzt.

Mittwoch, 13. Mai 2015, Haus am Dom, Mainz, 19:00 Uhr
Luther und der Adel (Prof. Dr. Thomas Kaufmann, Göttingen)
Martin Luther hatte ein sehr intensives Verhältnis zum Adel. ‚Seinem‘ Fürsten Friedrich von Sachsen verdankte er in gewissem Sinne sein Leben; er war ihm in tiefer Loyalität verbunden. Die enge persönliche Verbundenheit zwischen Luther und dem wettinischen Fürsten der ernestinischen Linie bildete ein entscheidendes Motiv der landesfürstlichen Reformation. Doch Luther entwickelte im Zusammenhang seiner epochalen Schrift „An den christlichen Adel deutscher Nation von des christlichen Standes Besserung“ aus dem Sommer 1520 auch ausgiebige Kontakte zur Ritterschaft. Sie wurde für die weitere politische Dynamik der Reformation nicht weniger als wichtig als die Verbindung zu den Fürsten.

Dienstag, 19. Mai 2015, Gutenberg-Museum, Mainz, 19:00 Uhr
Buchdruck und Reformation (Dr. Dipl.-Ing. Christoph Reske, Mainz)
Mitte des 15. Jahrhunderts wurde der Buchdruck von Johannes Gutenberg in Mainz erfunden. Von hier verbreitete sich die Möglichkeit der Vervielfältigung von Inhalten über ganz Europa. Die Verbreitung von Inhalten war eine der wichtigen Voraussetzungen für die Anfang des 16. Jahrhunderts in Ostdeutschland einsetzende Reformation. Doch auch in unserer Region hatte man Anteil an diesen Entwicklungen. Der Vortrag möchte einen Blick auf diejenigen werfen, die an der Verbreitung der Ideen der Reformation einen entscheidenden Anteil hatten: die Drucker. Fokussiert wird auf die Akteure aus unserer Region. Wer waren sie? Wo druckten sie? Dabei soll das hiesige Druckschaffen zur Reformation in Bezug gesetzt werden zu den gesamtdeutschen Aktivitäten.

Dienstag, 26. Mai 2015, Haus am Dom, Mainz, 19:00 Uhr
Worms und die reformatorische Bewegung (Dr. Gerold Bönnen, Worms)
!Zusätzlicher Termin: 16. Oktober, 19:30 Uhr, Worms, Das Wormser (Burgundersaal)!
Der Vortrag geht in Wort und Bild der Frage nach den Voraussetzungen, dem Verlauf und den Spezifika sowie den Folgewirkungen der Durchsetzung der reformatorischen Bewegung in der Reichs- und Bischofsstadt Worms seit den 1520er Jahren nach. Im Gegensatz zu einer in der früheren Forschung angenommenen ‚Einführung‘ der neuen Lehre betont der Vortrag das Prozesshafte des Wandels und fragt, welche Schritte für die Durchsetzung der neuen Ideen in Worms unter welchen Umständen erfolgt sind. Ungeachtet der sehr schwierigen Quellenlage soll auf diese Weise ein Überblick über die maßgeblichen Kräfte bis vor allem in die Zeit um 1560/70 erreicht werden. Besondere Aufmerksamkeit gilt den Folgen des Wandels in der Konfession der Bevölkerungsmehrheit für das neu auszuhandelnden Zusammenleben unterschiedlicher Konfessionen in Worms bis in das 18. Jahrhundert und der Frage, welchen Stellenwert die Wormser Entwicklungen im Vergleich mit anderen reformatorisch geprägten Städten haben und wo Gemeinsamkeiten und Unterschiede erkennbar werden.

Dienstag, 9. Juni 2015, Haus am Dom, Mainz, 19:00 Uhr
Franz von Sickingen und Götz von Berlichingen (Prof. Dr. Kurt Andermann, Freiburg/Karlsruhe)
Zeitgenossen – Altersgenossen – Standesgenossen
Franz von Sickingen und Götz von Berlichingen waren Zeitgenossen, Altersgenossen und Standesgenossen. Auch sonst hatten sie manches gemeinsam, und doch hätten sie unterschiedlicher kaum sein können. Beide erregten mit ihren kriegerischen Unternehmungen reichsweites Aufsehen, der eine als Condottiere modernen Zuschnitts, der andere als Fehderitter herkömmlicher Art. Angesichts des sich zu ihrer Zeit vollziehenden tiefgreifenden Wandels in der Verfassung des Heiligen Römischen Reiches traten beide mit großer Entschiedenheit für die alt-hergebrachte, nun aber akut bedrohte Autonomie ihres Standes ein. Eben deshalb konnten sie sich nicht zuletzt für die Gedanken der Reformation begeistern.

Dienstag, 23. Juni 2015, Haus am Dom, Mainz, 19:00 Uhr
Ulrich von Hutten (Prof. Dr. Silvana Seidel Menchi, Pisa)
!Zusätzlicher Termin: 24. Juni, 19:30 Uhr, Worms, Das Wormser (Burgundersaal)!
In den Augen der Referentin ist Ulrich von Hutten die am meisten unterschätzte Gestalt der deutschen Kulturgeschichte – eine titanische Persönlichkeit, die noch auf einen Interpreten wartet, der ihr gerecht werden kann, wird von ihm doch viel verlangt an Inspiration und schöpferischer Kraft. Eine leidenschaftliche Gestalt ist dieser Hutten, sich selbst und seinen Visionen bis zur Selbstzerstörung treu, entfesselt in der Liebe und in dem Kampf – der Literat Hutten ist wohl kaum eine Lektüre für unsere Tage. Aber gerade aus diesem Grund vermittelt er uns ein unmittelbares Gespür seiner epochalen Zeit in all ihrer Tragik. Nach einer skizzenhaften Darstellung von Huttens Biographie wird die Referentin drei seiner historischen Dokumente analysieren: De vita aulica (1518), Expostulatio cum Erasmo Roterodamo presbytero theologo (1523) und der posthum erschienene Dialogus Arminius. Huttens Werke sind als historische Dokumente von erstrangiger kommunikativer Kraft zu betrachten – in ihnen spiegelt sich eine Zeit wider, die für uns alle ungemütlich und gleichzeitig faszinierend ist. Hutten verkörpert diese tragische und zukunftsträchtige Zeit konsequent und kompromisslos.

Mittwoch, 24. Juni 2015, Das Wormser (Burgundersaal), Worms – Vortrag beginnt um 19:30 Uhr!
Ulrich von Hutten (Prof. Dr. Silvana Seidel Menchi, Pisa)
s. Beschreibung 23. Juni

Dienstag, 30. Juni 2015, Landesmuseum, Mainz, 19:00 Uhr
Das Ringen um ein Minderheitenrecht in Glaubensfragen – Die Speyerer Protestation von 1529 (Prof. Dr. Irene Dingel, Mainz)
Mit der Speyerer Protestation wandte sich eine kleine reformatorisch gesinnte Gruppe von Fürsten und Reichsstädten gegen den Beschluss des Speyerer Reichstags von 1529. Sie wehrten sich gegen die erneute Bekräftigung des gegen Luther gerichteten Wormser Edikts von 1521, das die Ausbreitung der Reformation untersagte. In Speyer 1529 wandte sich eine Minderheit unter Berufung auf ihr Gewissen gegen einen reichsrechtlich bindenden Mehrheitsentscheid in der Religionsfrage. Bei dieser Speyerer Protestation handelte es sich aber nicht um eine spektakuläre Protestaktion, sondern um ein Bekenntnis zum individuellen Glaubensentscheid, dessen Recht man durch eine offizielle Eingabe einzufordern versuchte.

Dienstag, 7. Juli 2015, Haus am Dom, Mainz, 19:00 Uhr
Franz von Sickingen und die Reformation (Prof. Dr. Wolfgang Breul, Mainz)
!Zusätzlicher Termin: 28. Oktober, 18:30 Uhr, Speyer, Historischer Ratssaal!
Zwischen 1515 und 1520 avancierte der niederadlige Franz von Sickingen aufgrund seiner geschickten und oft rücksichtslosen Fehdeführung zu einem der wichtigen Akteure auf der politischen Bühne des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation. Unter dem Einfluss seines Standesgenossen Ulrich von Hutten wurde er zunächst für den Kampf des Humanismus gegen die „Dunkelmänner“ und schließlich auch für die Reformation gewonnen. Wiederholt bot Sickingen Luther und anderen reformatorischen Theologen Asyl an. Seine Ebernburg beherbergte mehrere später prominente reformatorische Theologen. Der Vortrag geht der Frage nach, wie weitreichend und tiefgehend Sickingens reformatorische Überzeugungen waren.

Dienstag, 14. Juli 2015, Landesmuseum, Mainz, 19:00 Uhr
Denn wer dolmetzschen will, mus grosse vorrath von worten haben. Martin Luthers Bibelübersetzung und die Entstehung unserer Schriftsprache (Dr. Rudolf Steffens, Mainz)
Der Vortrag wird sich in vorwiegend sprachwissenschaftlicher Perspektive mit dem Reformator beschäftigen. Im Zusammenhang mit der Breitenwirkung seiner Bibelübersetzung ist Luther oft als der Schöpfer unserer Schriftsprache bezeichnet worden. In seinem Traktat ›Sendbrief vom Dolmetschen‹ (1530) hat er die Prinzipien seiner Übersetzungsarbeit vorgestellt: »Man mus die mutter ihm hause, die kinder auff der gassen, den gemeinen man auff dem marckt drumb fragen, und den selbigen auff das maul sehen, wie sie reden, und darnach dolmetzschen«. Der Vortrag befasst sich zunächst mit Luthers Kampfschriften und wirft einen Blick auf Luthers Agitationswortschatz (Papstketzer, Teufelsprediger). Anhand der Bibelübersetzung wird u. a. gezeigt, welche Wörter von Luther neu geschaffen wurden (Blutgeld, Feuereifer, Schädelstätte). In der Schweiz hat man Luthers Bibeltext nur schwer verstanden. Die Zürcher Bibelbearbeiter ersetzen daraufhin »etliche wörtly«. So wird etwa Luthers Heuchler durch Gleißner ersetzt.

Dienstag, 21. Juli 2015, Landesmuseum, Mainz, 19:00 Uhr
Reformation und Kunstproduktion (Prof. Dr. Dr. Andreas Tacke, Trier)
Immer wieder haben im Laufe der europäischen Geschichte radikale gesellschaftliche Umbruchprozesse auch die Künste vereinnahmt. Welche Auswirkungen hat nun die Reformation auf den Kunstmarkt. Was machten die Bildhauer oder Maler, nachdem beispielsweise ihre bereits ausgelieferten Werke nicht mehr bezahlt bzw. keine neuen religiösen Werke in Auftrag gegeben wurden? Die Klage der Künstler war unüberhörbar und Abwanderungen bzw. der Wechsel des Berufes prägten die Umbruchszeit. Aber ebenso auch eine zukunftsweisende thematische
Neuausrichtung der Kunstproduktion. Dafür soll Lucas Cranach des Älteren in Wittenberg angeführt werden. Er gehörte nicht wie viele seiner Künstlerkollegen zu den Verlierern, sondern war einer der großen Gewinner der neuen Zeit. Martin Luther und die Reformation sorgten bei ihm für eine Umsatzsteigerung. Voraussetzung dafür war, dass Cranach konfessionell neutral blieb und die Anhänger der neuen wie alten Kirche beliefern konnte. Zum anderen entwickelte Cranach neue Bildthemen, für die er einen neuen Absatzmarkt fand.

Dienstag, 28. Juli 2015, Landesmuseum, Mainz, 19:00 Uhr
Als Ritter wie ein Fürst. Herrscherbildnis und Medienkonkurrenz im Zeitalter Franz von Sickingens (Prof. Dr. Matthias Müller, Mainz)
Unsere gegenwärtige, vielzitierte Mediengesellschaft, in der eine Flut von Bildern in den Print- und elektronische Medien die Darstellung und Wahrnehmung von Politik und Gesellschaft bestimmt lässt häufig vergessen, dass es auch schon Jahrhunderte vor der Erfindung der modernen Massenmedien eine Mediengesellschaft gab, deren Kommunikation und Repräsentation ganz wesentlich über Bilder in Gang gesetzt wurde. In einer solchen vormodernen Mediengesellschaft versuchte auch Franz von Sickingen mit Hilfe von Bildern sein Image zu prägen und öffentlich sichtbar zu machen. Dabei nutzte er Verfahren, die durch Dürer, Cranach, Burgkmair oder Reinhardt d. Ä. gerade erst für die Medienpräsenz der deutschen Fürsten entwickelt worden waren. Die in unserer Gesellschaft immer wieder gestellte Frage nach der Bedeutung öffentlichkeitswirksamer Bilder und der sie transportierenden unterschiedlichen Medien war daher auch und gerade in der beginnenden Frühen Neuzeit und hier besonders in der Zeit der Reformation hochaktuell. Im Vortrag soll dies anhand bedeutender Beispiele aus dem Umfeld Franz‘ von Sickingen und der protestantischen Fürsten aufgezeigt werden.

Freitag, 2. Oktober 2015, Das Wormser (Burgundersaal), Worms – Vortrag beginnt um 19:30 Uhr!
Lasalles Sickingendrama von 1859 (Hans-Dieter Elbert/Volker Gallé, Worms)
in Zusammenarbeit mit der Stadt Worms
„Ferdinand Lasalle gehört zusammen mit Heinrich Heine, James Rothschild, Benjamin Disraeli zu den Prototypen des bürgerlichen Shylock im 19. Jahrhundert“, schreibt Hans Mayer in seinem Buch „Außenseiter“. Lassalle selbst spiegelte diese Rolle in seinem Sickingendrama von 1859. Der geschichtsphilosophisch angelegte Text um die Rebellion des vom Humanismus inspirierten niederen Adels um 1500 kam nie zur Aufführung, löste aber eine Debatte mit Marx und Engels aus, die als „Sickingendebatte“ in die Literaturwissenschaft einging. Volker Gallé stellt das Drama und seine Rezeption in einem Vortrag vor, Hans-Dieter Elbert sorgt für eine Textauswahl, die gelesen wird. Landsknechtslieder aus dem Repertoire des Wandervogels und deren Verbreitung Anfang des 20. Jahrhunderts beschreiben das Genre auf seinem Weg in die Gegenwart.

Freitag, 16. Oktober 2015, Das Wormser (Burgundersaal), Worms – Vortrag beginnt um 19:30 Uhr!
Worms und die reformatorische Bewegung (Dr. Gerold Bönnen, Worms)
in Zusammenarbeit mit dem Altertumsverein Worms und der Stadt Worms
Der Vortrag geht in Wort und Bild der Frage nach den Voraussetzungen, dem Verlauf und den Spezifika sowie den Folgewirkungen der Durchsetzung der reformatorischen Bewegung in der Reichs- und Bischofsstadt Worms seit den 1520er Jahren nach. Im Gegensatz zu einer in der früheren Forschung angenommenen ‚Einführung‘ der neuen Lehre betont der Vortrag das Prozesshafte des Wandels und fragt, welche Schritte für die Durchsetzung der neuen Ideen in Worms unter welchen Umständen erfolgt sind. Ungeachtet der sehr schwierigen Quellenlage soll auf diese Weise ein Überblick über die maßgeblichen Kräfte bis vor allem in die Zeit um 1560/70 erreicht werden. Besondere Aufmerksamkeit gilt den Folgen des Wandels in der Konfession der Bevölkerungsmehrheit für das neu auszuhandelnde Zusammenleben unterschiedlicher Konfessionen in Worms bis in das 18. Jahrhundert und der Frage, welchen Stellenwert die Wormser Entwicklungen im Vergleich mit anderen reformatorisch geprägten Städten haben und wo Gemeinsamkeiten und Unterschiede erkennbar werden.

Freitag, 23. Oktober 2015, Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz, 19:00 Uhr
Podiumsgespräch „Reformation in Geschichte und Gegenwart“
Podiumsgespräch mit Karl Kardinal Lehmann & Wolfgang Huber
Grußworte: Prof. Dr. Dr. h.c. Gernot Wilhelm (Akademiepräsident), Prof. Dr. Irene Dingel (Direktorin des Leibniz-Instituts für Europäische Geschichte), Prof. Dr. Gerhard Robbers (Minister der Justiz und für Verbraucherschutz des Landes Rheinland-Pfalz – Reformationsbeauftragter der Landesregierung)
Moderation: Heike Schmoll 
Die Reformation hatte erhebliche Auswirkungen nicht nur in Theologie und Kirche, sondern auch im gesellschaftlichen, rechtlichen und politischen Leben des 16. Jahrhunderts. Sie veränderte die Frömmigkeit, beeinflusste kulturelles Leben und prägte Mentalitäten. Die durch sie in Gang gesetzten Veränderungen durchdringen auch noch unsere heutige Zeit. Die Podiumsdiskussion geht diesen Spuren in Geschichte und Gegenwart nach.

Mittwoch, 28. Oktober 2015, Speyer, Historischer Ratssaal – Vortrag beginnt bereits um 18:30 Uhr!
Franz von Sickingen und die Reformation (Prof. Dr. Wolfgang Breul, Mainz)
in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv Speyer
Zwischen 1515 und 1520 avancierte der niederadlige Franz von Sickingen aufgrund seiner geschickten und oft rücksichtslosen Fehdeführung zu einem der wichtigen Akteure auf der politischen Bühne des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation. Unter dem Einfluss seines Standesgenossen Ulrich von Hutten wurde er zunächst für den Kampf des Humanismus gegen die „Dunkelmänner“ und schließlich auch für die Reformation gewonnen. Wiederholt bot Sickingen Luther und anderen reformatorischen Theologen Asyl an. Seine Ebernburg beherbergte mehrere später prominente reformatorische Theologen. Der Vortrag geht der Frage nach, wie weitreichend und tiefgehend Sickingens reformatorische Überzeugungen waren.

Weitere Informationen

Beginn jeweils um 19:00 Uhr

Der Eintritt ist frei.

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