Ab dem 13. Mai startet die nächste Vortragsreihe des Instituts unter dem Thema „Miteinander? Kommunikation im ländlichen Raum aus historischer Perspektive“. Die Vortragsreihe findet dieses Jahr an verschiedenen Orten (Mainz, Speyer, Trier, Kaiserslautern und Ingelheim) statt und wird parallel auf unserem YouTube-Kanal gestreamt.

Vorträge
Dienstag, 13.05.25, 18 Uhr
Streit im Dorf in und um Ingelheim – Die Ingelheimer Haderbücher
Dr. Regina Schäfer (Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Ort: Museum bei der Kaiserpfalz Ingelheim
Schlägereien im Wirtshaus, Spannungen zwischen Nachbarn, Erbstreitigkeiten in der Familie oder auch Mobbing bei der Arbeit – die Orte, an denen man sich vor über 500 Jahren stritt, sind ebenso vielfältig wie die Gründe, wieso es zum Streit gab. Zwar überwog bei weitem der Zank um das liebe Geld (besonders zwischen Verwandten), doch auch eine Fülle weiterer Dinge erhitzten die Gemüter: die Regenrinne am Haus oder die Mauer zwischen den Grundstücken, eine unsachgemäße Reparatur oder eine falsche Behandlung durch den Barbier, entlaufene Tiere und natürlich böse Nachrede, Beleidigungen und vieles mehr. In den Ingelheimer Gerichtsbüchern werden die Konflikte in den mittelalterlichen Gemeinden sichtbar. Sie ermöglichen einen Einblick in das Sozialgefüge der Dörfer, die uns teils fremd, teils aber auch sehr bekannt vorkommen – bis hin zum Misstrauen gegenüber Fremden.
Dienstag, 20.05.25, 19 Uhr
de Schmidte Peter und s Fischers Emma. Zur Herstellung von Dörflichkeit durch inoffiziell-dialektale Namen
Dr. Theresa Schweden
Ort: Vortragssaal des IPGV Kaiserslautern
Neben amtlichen Namen (Emma Fischer) existieren im dörflichen Raum inoffiziell-dialektale Namenvarianten, bei denen der Familienname vor dem Rufnamen steht (die Fischer Emma; (s) Schmidte Peter). Abgesehen von bzw. gerade durch ihren dialektalen Status werden sie genutzt, um Mitgliedschaft in der Dorfgemeinschaft zu konstruieren: Sie werden von ortsfesten Sprechenden mit Kenntnis der ansässigen Familien zur Bezugnahme auf ortsansässige Personen verwendet. Über konservierte Genitivartikel und -endungen (s Fischer-s Emma < des Fischer-s Emma ʻEmma, die aus der Familie Fischer stammtʼ) kann die Zugehörigkeit zu einer ortsbekannten Familie besonders relevant gesetzt werden. Teil dieses dialektalen Referenzsystems sind auch sogenannte Hausnamen, die Gebäude/Gehöfte und deren Bewohner gleichermaßen bezeichnen und meist auf Rufnamen oder Berufe ursprünglicher Hausbesitzer zurückgehen: Peter Schmidt (Hausbesitzer) > s Schmidte (Hausname) > s Schmidte Emma (Nachfahrin von Peter). Im Vortrag werden Ergebnisse aus einem Forschungsprojekt gezeigt, das von 2018 bis 2021 dialektale Namen deutschlandweit untersucht hat. Dabei haben sich der südwestdeutsche Raum und die Pfalz als sprachlich besonders interessant erwiesen.
Mittwoch, 28.05.25, 18 Uhr
Die Etablierung des Standarddeutschen im ländlichen Raum mit Fokus auf Rheinhessen (19. Jahrhundert)
Dr. Brigitte Ganswindt
Ort: Wissenschaftliche Stadtbibliothek Mainz
Dienstag, 03.06.25, 19 Uhr
Freistaat Flaschenhals – wie passt zusammen was nicht zusammengehört?
Dr. Stephanie Zibell
Ort: Sitzungssaal im Rathaus Kaub
Wie im Waffenstillstandsvertrag von Compiègne vorgesehen, kam es Ende 1918 zur Besetzung des linken Rheinufers und der Einrichtung von Brückenköpfen auf der rechten Rheinseite. Daraufhin wurde um die Städte Köln, Koblenz und Mainz ein Halbkreis mit einem Radius von 30 Kilometern geschlagen, und die Gebiete, die sich innerhalb dieses Kreises befanden, zum besetzten Gebiet erklärt. Dabei war allerdings übersehen worden, dass sich die Halbkreise im Bereich der Brückenköpfe Koblenz und Mainz nicht überlappten. Da dieses Gebiet Ähnlichkeit mit dem Hals einer Flasche hatte, wurde es als Flaschenhals bezeichnet.
Bis zum 1. Juli 1920 waren die Grenzen zwischen dem Flaschenhals-Territorium und dem von französischen Truppen besetzten Brückenkopf Mainz nahezu hermetisch geschlossen. Das erschwerte sowohl die Versorgung als auch die Kommunikation der rund 17.000 Menschen, die im Flaschenhals lebten, ganz erheblich – und zwar sowohl untereinander als auch mit den für sie zuständigen Behörden. Frankreich wollte mit dieser Maßnahme Druck auf die Flaschenhals-Bewohner ausüben, damit die sich – im Interesse der Verbesserung ihrer Lebenssituation – „freiwillig“ an das besetzte Gebiet anschlossen. Das aber lehnten die Flaschenhalsbewohner rigoros ab. Über Schleichwege und mit Hilfe von Schmugglern gelang es ihnen, die schwere Zeit zu überstehen.
Dienstag, 10.06.25, 18 Uhr
Kommunikation in der Antike
Dr. Parick Reinard (Universität Trier)
Ort: Universität Trier, Raum A6
Dienstag, 17.06.25, 18:00 Uhr
Die Praxis der „Schutzhaft“ im ländlichen Raum 1933/34 – eine Art der Kommunikation?
Dr. Miriam Breß (Johannes Gutenberg-Universität Mainz)
Ort: Landesarchiv Speyer
Donnerstag, 26.06.25, 18:00 Uhr
Podiumsdiskussion: Zwischen Dorfschreiern und digitalen Dörfern – Kommunikation und Dorf heute
Teilnehmer: N.N.
Ort: Landtag Rheinland-Pfalz