Rheinland-Pfälzisches Flurnamenlexikon
Projektbeschreibung
Das Projekt sammelt und sichert die verstreut vorliegenden Flurnamensammlungen in einer Datenbank und macht sie im Internet zugänglich.
In einer ersten Projektphase wurden seit September 2008 erste Daten aus Rheinhessen in einer auf TYPO3 basierenden Datenbank unter www.flurnamenlexikon.de online bereitgestellt.
Bis 2018 wurde eine große Menge an Flurnamen am Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde in Kaiserslautern in die Datenbank integriert. Nach einer Zusammenführung dieser digitalen Datenbestände ist in einer neuen Projektphase eine Aktualisierung der Webseite zur besseren Recherche von Flurnamen geplant. Die Datenbank wird anschließend sukzessive um weitere Bestände aus den Flurnamenarchiven in Mainz und Kaiserslautern erweitert.
Was sind Flurnamen?
Flurnamen sind Benennungen für Einzelflächen in der Ortsgemarkung. Mit Flurnamen werden Äcker, Wiesen, Weideland, Weingärten, Brachland, Wälder, Sümpfe, Berge und Hügel, Täler, Uferbereiche und anderes mehr benannt. Sie dienen der Orientierung im Raum und identifizieren Objekte innerhalb kleinerer geographischer Einheiten, meist einer Dorfgemarkung. Flurnamen sind wie eine Art historisches Archiv: Sie bewahren Informationen aus der Vergangenheit. Wer weiß etwa noch, was eine Schindkaute ist? Als Schindkaute wurden Stellen bezeichnet, an denen der Schinder das verendete Vieh vergrub. So geben Flurnamen noch heute Auskunft über die historische Nutzung von Flächen um den von Menschen besiedelten Raum.
Warum sind Flurnamen heute von Interesse?
Flurnamen geraten mit der zunehmenden Entfernung insbesondere jüngerer Menschen zur Landwirtschaft zunehmend in Vergessenheit. Zudem gehen viele Flurnamen durch Ausweitung der Siedlungen (Neubaugebiete) verloren. Sie leben allenfalls in Straßennamen weiter. So geht beispielsweise der Straßenname Im Gehren in Nackenheim bei Mainz auf einen Flurnamen zurück, welcher spitz zulaufende Ackerflächen bezeichnet und sich aus dem mittelhochdeutschen Wort gēr mit der Bedeutung ‘Speer‘ herleitet. Flurnamen bieten somit ein reiches Erkenntnisreservoir für verschiedene historische Wissenschaften. Für Winzer und am Weinbau Interessierte sind sie von großer Bedeutung, da die heutigen Lagenamen zum großen Teil auf ehemalige Flurnamen zurückgehen. So ist der Name Oppenheimer Krötenbrunnen sowohl Flur- als auch Weinlagename. Darüber hinaus können Flurnamen für jüngere Generationen und Neubürger in den Gemeinden von großem Interesse sein, schaffen sie doch eine Verbindung zur eigenen Region und fördern damit das Identitätsbewusstsein.
Was liegt an Material bereits vor?
Das „Rheinland-Pfälzische Flurnamenarchiv“ am Institut für Geschichtliche Landeskunde enthält Flurnamen-Listen aus 3362 Gemarkungen des Bundeslandes auf ca. einer halben Million Karteikarten. Seit 1969 wurden die Flurnamen Rheinhessens für das „Rheinhessische Flurnamenarchiv“ der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz systematisch gesammelt. Am Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde in Kaiserslautern befindet sich die Pfälzische Flurnamensammlung (rund 750 Gemarkungen, ca. 110.000 auf Karteikarten). Darüber hinaus existiert eine große Zahl von Arbeiten aus dem universitären Bereich und aus der Feder von Lokalforschern in ganz Rheinland-Pfalz, die sich mit Flurnamen beschäftigen. Diese Sammlungen und Publikationen liegen in unterschiedlicher Form (digitalisiert, als Manuskripte, auf Karteikarten) vor und sind schwer zugänglich.
Projektmitarbeiter:innen
Dr. Daniel Kroiß
Leitung der ersten Projektphase:
Dr. Elmar Rettinger, Dr. Rudolf Steffens, unter Mitarbeit von Stefan Dumont, Rita Heuser, Jessica Nowak, Torsten Schrade, Simone Würz und Katja Coutandin, Mainz; Dr. Sabine Klapp, unter Mitarbeit von Natalie Stein, Kaiserslautern
Kooperationspartner
Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz
Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde in Kaiserslautern.