Vortragsreihe 2010: Städte an Mosel und Rhein – von der Antike bis nach 1945
In der historischen Entwicklung der Region an Rhein und Mosel, für das Wirtschaftsleben, die Handelsbeziehungen, die kulturelle und politische Prägung spielten die Städte als Zentren der Macht und der militärischen Präsenz seit der Antike stets eine wichtige Rolle.
Die Vortragsreihe, für die wir wieder ausgewiesene Experten für das jeweilige Thema gewinnen konnten, möchte am Beispiel von ausgewählten Städten des heutigen Bundeslandes Rheinland-Pfalz einzelne dieser Aspekte in verschiedenen Epochen der vergangenen 2000 Jahre schlaglichtartig beleuchten. Dabei müssen viele andere, ebenso interessante Themen und nennenswerte Städte unberücksichtigt bleiben – in einer solch alten Geschichtslandschaft mit ihrer frühen Urbanisierung fällt die Auswahl zwangsläufig schwer.
Als Beispiel einer Stadt in der Antike soll Trier vorgestellt werden. Als Städte im hohen und späten Mittelalter werden Worms und Speyer vergleichend behandelt. Eine Festungsstadt im Grenzgebiet wie Landau hatte – meist in kriegerischer Auseinandersetzung – besonders oft Berührung mit dem französischen Nachbarn. An der Geschichte von Koblenz soll der Wandel einer Residenz- zu einer Verwaltungsstadt in der Umbruchssituation vom 18. zum 19. Jahrhundert verdeutlicht werden, während für die Wiederaufbauplanung der Städte nach dem Zweiten Weltkrieg in der französischen Zone Mainz als interessantes Beispiel herangezogen wird. Doch die Städte existierten nicht isoliert von ihrer Umgebung, sondern in Abhängigkeit und im Austausch mit der Region. Deshalb widmet sich ein Vortrag den Beziehungen zwischen den Städten und ihrem Umland in der frühen Neuzeit.
Die Vorträge im Einzelnen
Mi, 13.01.2010: Trier – die Römerstadt der Treverer (Prof. Dr. Lukas Clemens, Universität Trier)
Di, 19.01.2010: Worms und Speyer im hohen und späten Mittelalter – zwei Schwesterstädte im Vergleich (Dr. Gerold Bönnen, Leiter des Stadtarchivs Worms)
Di, 26.01.2010: Städte und ihr Umland in der frühen Neuzeit (PD Dr. Johannes Dillinger, Universität Mainz)
Do, 04.02.2010: Landau – ein deutsch-französischer Grenzfall (Dr. Michael Martin, Leiter des Stadtarchivs und Museums der Stadt Landau)
Do, 18.02.2010: Koblenz um 1800 – eine städtische Gesellschaft jenseits von Entfeudalisierung und Säkularisation (Dr. Wolfgang Stein, Landeshauptarchiv Koblenz)
Nach der Betrachtung von Städten im Nordwesten und im Süden des Landes wird mit Koblenz nicht nur eine weitere regionale Facette im Nordosten des Landes betrachtet, sondern auch die Umbruchssituation der Städte in der Region vom Alten Reich zur Moderne an einem Beispiel thematisiert.
Dieser Wandel ist im linksrheinischen Teil des rheinisch-pfälzischen Raumes in der Zeit seiner Zugehörigkeit zum nachrevolutionären Frankreich (1798-1813) untrennbar mit Entfeudalisierung und Säkularisation verbunden, die tief in die Sozialstrukturen der Städte eingriffen und neue sozialgeschichtliche Prozesse in Gang setzten, die nicht nur aktuelle, sondern auch stukturelle Folgen hatten. Der Prozess der Modernisierung verlief hier deshalb sehr viel schneller und damit auch einschneidender als bei vergleichbaren Städten in den rechtsrheinischen deutschen Staaten.
Dies wird am Beispiel der Geschichte der Stadt Koblenz näher untersucht. Der Vortrag stellt deshalb zunächst die Stadt Koblenz und ihre soziale Gliederung vor der französischen Annexion um 1794 vor. Anschließend werden Entfeudalisierung und Säkularisation mit ihren Folgen für die Präsenz von Adel und Klöstern in der Stadt untersucht, ehe dann die Sprache auf einzelne Schichten der Städtischen Gesellschaft ohne Adel und Klöster kommt. Als Ergebnis wird die Bedeutung von Entfeudalisierung und Säkularisation für die Entwicklung der städtischen Gesellschaft in den linksrheinischen französischen Departements bestimmt.
Do 25.02.2010: Mainz nach 1945 – Wiederaufbauplanung zwischen Vision und Wirklichkeit (Dr.-Ing. Rainer Metzendorf, Architekt und Stadtplaner, Mainz)
Keine andere Stadt in Rheinland-Pfalz wurde im Zweiten Weltkrieg so sehr zerstört, so umfassend und gleichzeitig so kontrovers überplant, wie Mainz. Zahlreiche Stadtplaner und Architekten, darunter Namen von internationalem Rang, lieferten unterschiedlichste Vorschläge für den Wiederaufbau der neuen Landeshauptstadt von Rheinland-Pfalz. 25 Jahre brauchte diese Stadt, um ihre baulichen Kriegsschäden einigermaßen zu bereinigen. 25 Jahre Mainzer Stadtplanung im Spannungsfeld von Vision, Politik, Wirtschaft und Tagesgeschäft:
- Mainz als Nachkriegsstadt nationalsozialistischer Vorausschau (H. Dustmann, 1944-45),
- Mainz als rekonstruierte Stadt nach mittelalterlichen Vorgaben (Prof. Dr. K. Gruber, 1944-49),
- „Mayence – ville verte“, französische Planungen zur „Stadt der Zukunft“ (H. Lods, 1946-48),
- Gegenplanungen der Stadtverwaltung Mainz (G. Lahl und Prof. P. Schmitthenner, 1946-47),
- Die neue Altstadt von Mainz (A. Bayer und R. Jörg, 1948-52),
- Mainz als autogerechte Stadt (W. Streif und Dr. H. Jacobi, 1955-57),
- Das Neue Mainz“, Aufbau- und Flächennutzungsplanungen (Dr. E. Hartmann und Prof. Dr. Dr. E. May, 1954-1960),
- Die Hochhausdiskussion von 1971.
Termine
Die Vorträge finden jeweils um 19.00 Uhr im Haus am Dom, Liebfrauenplatz 8, 55116 Mainz statt.
Der Vortrag am 26.01.2010 findet um 19.00 Uhr im Erbacher Hof, Ketteler-Saal statt.
Der Eintritt ist frei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Alle interessierten Bürgerinnen und Bürger sind herzlich eingeladen!